Merlin
 
Nöttenstr. 33
Tel.: 02921/16968 (heute: Cactus)

Robert de Borron war wahrlich ein Dichter - "dichter" geht's nimmermehr. Denn als der angelsächsische Lyriker um 1200 n. Chr. seine Feder spitzte, um seinen Roman über den Magier und Propheten der Tafelrunde um König Arthus und seine wackeren Recken auf ihren feurigen Rössern aufs Papier zu bannen, hatte er sich wohl gerade beim Hof-Medicus ein Bündel Hanf besorgt und nach der beiliegenden Packungsbeilage daraus einen wahrhaft prächtigen, wohlriechenden und sagenhaft himmlisch schmeckenden Joint gebaut.

Wie sonst wohl sollte sich jemand eine Geschichte über einen merkwürdigen Typen ausdenken, der bekleidet mit einem schwarzen Umhang und einem albernen, verknickten Spitzhut irgendwelche lateinischen Sprüche vor sich herfaselt, wild mit Blitzen und Feuer um sich wirft, todesmutige Rittersleut’ in kleine weiße Hoppelhäschen verwandelt und zu alledem noch behauptet, sein Vater sei der Teufel und seine Mutter eine unschuldige Jungfrau. (Lächerlich, wo wir doch alle wissen, dass es Jungfrauen gar nicht gibt!) Wahrscheinlich hatte der gute Robby einfach nur einen ganz gewaltigen Horrortrip, hervorgerufen durch die unzähligen Becher Ale, die er sich in den Kopf gehauen hatte und durch diese wirklich destruktiven Lautenklänge, die sein Barde währenddessen auf seiner Axe dazu erklingen lies.

Während man über die Entstehung des Merlin-Romanes nur spekulieren kann, so kann man doch mit Gewissheit feststellen, dass de Borrons Trip-Fantasien einen nachhaltigen Einfluss auf die Soester Jugendkultur hatten.

Wie ließe sich sonst erklären, dass eben jene Kneipe, die den Namen dieses Mittelalter-Copperfield erhielt, sich so großer Beliebtheit unter den Kids erfreut? Traditionsbewusst treffen sie sich in großer Runde

in dieser durchaus gemütlichen Schankstube und pflegen das Gedankengut de Borrons.

O.K., nicht alles ist mehr so wie zu König Arthus’ Zeiten. Statt mit Ale füllt man die Gläser jetzt mit Whisky-Cola oder Wodka-Lemon. Statt süßlichem Minnesang erklingt jetzt Indie-Gegrummel und Wave-Mystik. Doch trifft man hier immer noch vereinzelt auf in schwarze Mäntel gehüllte Merlin-Jünger, die mit schwarz gefärbtem Haar und Kajalstift um die glasigen Augen durch die Räume schweben, berauscht durch diese wohlriechenden Kräuter, die sie jetzt anstatt beim Medicus aus dem fernen Amsterdam holen müssen. Doch auch wer nicht zu den Anhängern angelsächsischer "Dicht"-Kunst gehört, wird eine freundliche Atmosphäre vorfinden. Allerhand interessante Leute, eine Vielzahl berauschender Getränke und zur Zerstreuung Billard und Kicker laden zu längerem Verweilen ein.

Empfehlenswert!

Atmosphäre:  Cocktail-Party auf Camelot
Gäste: interessant, vom "schwarzen Mann" bis zur Waldorf-Schülerin
Musik: 120 Minutes
Einrichtung: einfach, aber zweckmäßig
Toilette: zwar kein Plumsklo über’n, Hof aber trotzdem ein Horrortrip
Preise:  akzeptabel
Bewertung: 
 
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